28.02.2020
Es ist bei Häring Spezialtiefbau inzwischen gute Tradition: So wie schon die bisherigen Rammgeräte auf Alexa, Olga oder Pauline und die Ankerbohrgeräte auf Uschi und scherzhaft auf Schandall (für Chantal) getauft wurden, reiht sich auch das neue Drehbohrgerät BG 20 auf BT 50 darunter ein und heißt intern Bernadette. Baumaschinen mit Namen erleichtern die Kommunikation unter den Mitarbeitern, wenn sie über ihre Arbeitsgeräte in RAL-Ton 2004, besser bekannt als Reinorange, sprechen. Das für das Kellybohren entwickelte Drehbohrgerät wurde auf der bauma 2019 von Bauer unter seiner Value Linie vorgestellt. Es bietet einen Bohrantrieb mit 200 kNm Drehmoment für große Bohrtiefen bis 23 Meter und eignet sich für Bohrdurchmesser bis 1,20 Meter. Weltweit wurde es von Häring Spezialtiefbau aus Pfronten als erstes eingesetzt. „Die Probe aufs Exempel haben wir mit dem Bohrgerät in Freiburg gemacht, wo ein neues Gesundheitsresort auf der Luisenhöhe entsteht und wir durch abrasiven Gneis bohren mussten“, so Geschäftsführer Jörg Mayer, der zusammen mit Rainer Häring und Fritz Strauß das Unternehmen leitet, über die Feuertaufe. Darauf folgte die Bewährungsprobe in Form von Bohrarbeiten in Nacht-Sperrpausen für den barrierefreien Bahnhof in Weinstadt bei Stuttgart. Mit dem neuen Bohrgerät will der Spezialtiefbauer seine Dienstleistungen ausbauen
Das deutsche Personenbeförderungsgesetz schreibt vor, dass der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) bis 2022 vollständig barrierefrei sein muss – deswegen werden derzeit Bahnhöfe deutschlandweit umgebaut, um Barrieren wie Unterführungen samt Treppen zu beseitigen. So wie in Weinstadt. Aufgabe von Häring Spezialtiefbau ist es dort, während der Sperrpausen knapp zehn Meter lange HE 320B Stahlträger auf der linken und rechten Seite der beiden Bahngleise für den Verbau in bis zu zehn Metern Tiefe einzubringen.
Dazu wird mit dem BG 20 das Bohrrohr an die gewünschte Stelle gesetzt, dann mit einem Drehmoment von 200 kNm nach unten durch bindige und lehmige Bodenschichten gebohrt, anschließend der knapp 1,9 Tonnen schwere Stahlträger eingesetzt und mit Beton und hydraulisch gebundenem Material verfüllt. Dafür kommt ein Cat Radlader 910M ins Spiel, der dem Bohrgerät mit seiner Seitenkippschaufel zuarbeitet und für Nachschub an Verfüllgut sorgt. Sollte das Bohrloch stabilisiert werden müssen, damit der Träger auch fest sitzt, wie im Fall von der Bahnbaustelle in Weinstadt, wird auf hydraulisch gebundenes Material zurückgegriffen. So wird etwa Beton mithilfe einer Betonmischschaufel vor Ort hergestellt. Hierzu werden mit dem Radlader und seiner Schaufel Gesteinskörnungen wie Kies und Zement vermischt. Auch zum Handling der Träger greifen die Mitarbeiter auf den Radlader zurück. Deswegen erhielt dieser Palettengabeln. Ein Schnellwechsler ist darum fester Bestandteil des Trägergeräts, um die Werkzeuge zügig tauschen zu können.
„Der Radlader ist mit seinen knapp acht Tonnen noch kompakt, kann aber trotzdem die erforderliche Leistung bringen. Deswegen ist dieser Maschinentyp gerade bei vielen Kunden sehr gefragt“, erklärt Uwe Fuhrmann, leitender Verkaufsrepräsentant der Zeppelin Niederlassung Ulm, der Häring Spezialtiefbau seitens Vertrieb betreut. Nicht nur wegen ihres engen Zusammenspiels gibt es eine Verbindung zwischen Bohrgerät und Radlader – beide sind mit leistungsstarken Cat-Motoren ausgerüstet. So kann die BG 20 einen Cat Motor vom Typ C7.1 mit 186 kW vorweisen. „Wichtig war uns, dass das neue Drehbohrgerät mit einem umweltfreundlichen Motor, basierend auf der EU-Abgasemissionsstufe V ausgerüstet ist. Diese Geräte müssen rund zehn Jahre laufen. Wenn wir schon investieren, dann wollen wir nach Möglichkeit auf neueste Technik und die aktuellste Abgasnorm zurückgreifen“, erklärt Jörg Mayer.
Tiefe unverrohrte Bohrungen stabilisiert mit Stützflüssigkeit und die Herstellung von verrohrten Bohrungen ohne oder mit hydraulischer Verrohrungsanlage im Kellybohrverfahren: Darauf ausgerichtet ist die BG 20. „Wir wollen mit dem Bohrgerät unser Portfolio erweitern. In manchen Fällen müssen wir aufgrund von Vorgaben zur Reduktion von Erschütterungen auf die altbewährte Rütteltechnik verzichten. Dafür wollen wir nun in Zukunft unser neues Bohrgerät einsetzen“, erklärt Jörg Mayer. Im Fokus hat er dabei auch innerstädtische Baustellen, die aufgrund von Platzmangel ein wendiges Gerät erforderlich machen. Nicht nur da wirkt sich dann die kompakte Bauweise als Vorteil aus, sondern auch wenn das Gerät transportiert werden muss. Zum Kundenkreis, den Häring Spezialtiefbau bedient, gehören große Baukonzerne und Baufirmen der Sparten Hochbau, Ingenieurbau, Straßen- und Rohrleitungsbau, aber auch Bauträger. Zu den Arbeiten, die von Häring Spezialtiefbau deutschlandweit mit inzwischen 55 Mitarbeitern ausgeführt werden, zählen neben dem Setzen von Spundwänden, der Trägerbohlenverbau, das Herstellen von Pfahlwänden/Pfahlgründungen sowie das Bohren von Ankern und Mikropfählen, aber auch Spritzbetonarbeiten und das Herstellen von Unterwasserbetonsohlen. „Wir haben auch den Nachweis, Schweißarbeiten auf der Baustelle zur Herstellung tragender Stahlbauteile der Ausführungsklasse EXC 2 nach DIN EN 1090-2 ausführen zu dürfen“, so Mayer. Damit ist das Unternehmen berechtigt, Aussteifungen in der Baugrube selbst zu schweißen oder Schweißarbeiten an Trägern oder Spundwänden durchzuführen. Sind für die Bahn Schweißarbeiten der Kategorie EXC 3 erforderlich, kann auf mehrere Partnerunternehmen zurückgegriffen werden.