BELGERN (SR). Den Schritt, sein eigenes Unternehmen zu gründen, hat sich Nico Busse nicht leicht gemacht. Lange hat er als angestellter Baggerfahrer von der Idee geträumt und überlegt, ob sich eine eigene Baumaschine finanzieren lässt. „Ich wollte nichts dem Zufall überlassen“, räumt er ein. Nun ließ er seinen Plänen Taten folgen. Sein neues Arbeitsgerät will er so flexibel wie möglich halten. Deswegen kam nur ein Mobilbagger M314 der neuen Generation infrage und dieser sollte keine Standardausführung sein, sondern eine Hightech-Maschine und funktionieren wie ein Schweizer Taschenmesser. Ein vollhydraulischer Schnellwechsler, Tiltrotator samt Greifzange, Löffel, Palettengabel, Planierbalken und Breitreifen sowie Anhängerkupplung plus eine Straßenzulassung mit 32 km/h sind das Ergebnis der Ausstattung, die er in Zukunft noch erweitern will. Was der Baggerfahrer aus Sachsen in Zukunft vorhat: die technischen Möglichkeiten voll ausschöpfen. Denn seine feste Überzeugung ist, dass ein Bagger mehr kann als nur einen Graben ausheben.
„Der Kunde hat sich jahrelang damit beschäftigt und sich viele Gedanken gemacht, welche technische Ausstattung für ihn die beste ist“, bestätigt Ralf Dieckmann, leitender Verkaufsrepräsentant von der Zeppelin Niederlassung Leipzig, der ihn dazu beraten hatte. Mehr als einmal war Nico Busse darum in deren Werkstatt und hat sich mit den Servicemitarbeitern ausgetauscht, damit seine Wunschbaumaschine so realisiert wird und funktioniert, wie er es vorhat. So erforderten Tiltrotator und vollhydraulischer Schnellwechsler eine andere Ansteuerung der Hydraulik, aber auch die geplante Anhängerkupplung machten eine Anpassung nötig. Zudem mussten Funktionen der Joysticks doppelt belegt werden. „Weil mein Mobilbagger ein Schnellläufer sein soll, mit dem ich mit 32 km/h ohne Tieflader und ohne Umschweife von A nach B fahren kann, sollte alles für die Abnahme durch den TÜV passen“, so Nico Busse.
Doch das war nicht die einzige Anforderung. Statt Zwillingsreifen wollte er 65 Zentimeter breite Ballonreifen verbaut haben, wie sie häufig im Forsteinsatz verwendet werden. Denn so wird ein geringerer Bodendruck erzeugt. „Ich bin in der Lausitz unterwegs, wo es viele Sandböden gibt. Da bekommen Zwillingsreifen ein Problem mit der Traktion“, befürchtet er. Um solche Ausrüstungsdetails umzusetzen, war auch die Abteilung Zeppelin Customizing seitens der Zentrale involviert. „Ballonreifen haben die Gesamtbreite der Maschine verändert, denn sie haben einen anderen Querschnitt als Standardreifen und damit Einfluss auf den Lenkeinschlag und den Pendelweg. Somit hat sich der Abstand zu den Kotflügeln verändert, sodass diese versetzt und neue Aufstiege eingebaut werden mussten. Das alles musste beachtet werden, und das vor dem Hintergrund der Straßenzulassung, der Nachrüstung der Anhängerkupplung und dass wir es mit einer neuen Maschinengeneration zu tun haben, die auch für uns damals der Niederlassung Neuland war“, führt Ralf Dieckmann aus.
Was machbar ist, weiß Nico Busse aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung als Baugeräteführer. Diese Ausbildung hat der heute 41-Jährige drei Jahre lang bis 1999 absolviert. Schon als Kind war er ein absoluter Fan von Cat Baumaschinen. „Ich habe Motoröl im Blut und wenn ich an Baustellen vorbeikomme, schaue ich immer besonders genau hin, was dort passiert“, erklärt er seine Technikvorliebe. Sein Opa fuhr ihn mit einem Lkw in den Kindergarten und die beruflichen Möglichkeiten eines Baggerfahrers lernte er über seinen Vater kennen. Schon in seinem Ausbildungsbetrieb war ein Mobilbagger seine Stammmaschine, bis er dann den Arbeitgeber wechselte und zu einem Unternehmen mit einem Maschinenpark mit 60 Cat Geräten kam. „Ich wollte immer den größten und schwersten Bagger in der Firma bedienen“, meinte er – weil er hochmotiviert ist, wollte er sich darum auch immer weiterentwickeln. Die Gelegenheit bot sich dann mit einem Cat Kettenbagger 345B – die letzten Jahre steuerte er dann Maschinen in der 30-Tonnen-Klasse. All die Jahre ließ ihn der Gedanke an die Selbstständigkeit und daran, einen eigenen Bagger zu besitzen, nicht los. „Ich war an einem Punkt angekommen, noch mal neu durchzustarten“, erklärt er voller Leidenschaft und Begeisterung, wenn er über seinen neuen Job und die Arbeit in Zukunft spricht.
Mit dem Cat Mobilbagger will er anderen Bauunternehmen seine Arbeitsleistung im Straßen- und Tief- sowie Rohrleitungsbau anbieten. Der erste Einsatz führt seinen Mobilbagger nach Eisenhüttenstadt, wo aktuell in den Schutzstreifen der bestehenden Gasleitung vier Leerrohre eingefügt werden. Er muss Startgruben für den Kabelpflug öffnen und wiederverfüllen sowie die Oberfläche wiederherstellen. In Zukunft schwebt Nico Busse vor, auch Aufträge für Kommunen anzunehmen sowie in die Bereiche Land- und Forstwirtschaft einzusteigen. Darauf ausgerichtet hat er den neuen Cat M314 mit dem Tiltrotator X18 und einer Greiferzange von Steelwrist, deren Markenzeichen – die Farbe Grün – zieht sich durch das Logo auf der Baumaschine, lässt sich aber auch anhand der grün ummantelten Hydraulikleitungen ablesen.
„Ich sage immer, der Tiltrotator ist mein Handgelenk und die Greiferzange mein Daumen und Zeigefinger. Daraus ergeben sich ganz andere Möglichkeiten. Schon auf der Pipelinebaustelle kommt die Greiferzange zum Einsatz, mit der das Leerrohr ganz einfach in den Kabelpflug eingefädelt werden kann“, veranschaulicht er die erweiterten Funktionen seiner Baumaschine, mit denen er sich von Mitbewerbern abheben will. Er erhofft sich davon, Arbeitsschritte zu erleichtern und Kollegen auf der Baustelle zu unterstützen, dass diese weniger per Hand und Schaufel schippen müssen. Was er in dieser Kombination bewerkstelligen kann, weiß er von früheren Baustellen, auf denen er damit gearbeitet hat. Gewählt hat er keinen festverbauten Tiltrotator, sondern eine Sandwich- Bauweise, damit dieser nicht vorsteht. Unverzichtbar ist für ihn ein vollhydraulischer Schnellwechsler SQ60, wenn er zwischen zwei Löffeln mit 30 und 80 Millimetern Breite sowie einer Palettengabel sekundenschnell wechselt. Geplant ist die Anschaffung von Mulcher und Heckenscheren, aber auch von einem Anhänger, auf dem er in Zukunft seine Anbaugeräte mitführen will. Darum hat er extra eine entsprechende Anhängerkupplung anfertigen lassen.
Um stets die Kosten im Blick und sein Arbeitsgerät im Top-Zustand zu haben, hat er sich für den Zeppelin-Full-Service mit einer Laufzeit von fünf Jahren beziehungsweise 6 000 Betriebsstunden entschieden. Offenlassen will er sich die Option, später die vorgerüsteten und integrierten Assistenzsysteme wie etwa die 3D-Steuerung freischalten zu lassen. „Arbeiten mit 3D sind immer mehr im Kommen, weil sich so Arbeitsabläufe gegenüber der herkömmlichen Bauweise mit Schnur und Holzpflöcken beschleunigen lassen. Das große Plus: Das Geländemodell ist bereits auf dem Bagger, sodass ich weiß, wo ich ansetzen muss“, erklärt Nico Busse.
Weil er selbst schon viele Baumaschinen verschiedener Hersteller bewegt hat, weiß er auch, was er von seinem neuen Cat erwarten darf. An diesen Maschinen fasziniert ihn deren Entwicklungsgeschichte. „Da steht was dahinter. Das sieht man auch an der ganzen Bandbreite von Caterpillar, angefangen bei einem 900 Kilo bis hin zu einem tausend Tonnen schweren Bagger. Es ist unglaublich, wie sich die Bagger in den letzten Jahren entwickelt haben. Durch die elektrohydraulische Vorsteuerung haben Baumaschinen einen großen Sprung nach vorne gemacht“, so der Jungunternehmer. Davon will er auch andere überzeugen und fügt hinzu: „Meine Kollegen auf der Baustelle sind schon neugierig, was in meiner Maschine alles steckt und was damit alles möglich ist. Aber auch dem Nachwuchs würde ich damit gerne neue Baumaschinentechnik näherbringen und den Beruf des Baugeräteführers ins rechte Licht rücken.“