26.01.2018
TÜRKHEIM (SR) Oft steht er am Beginn einer ganzen Produktionskette im Kiesabbau: der Radlader, der den Rohstoff fördert und ständig Nachschub sicherstellt. So nimmt auch bei den Dachser Fertigbeton- und Kieswerken diese Baumaschinengattung eine Schlüsselposition ein. Weil das Vorgängergerät in die Jahre gekommen war und eine Getriebereparatur anstand, musste Ersatz her. "Denn sonst hätten wir bis zu 35 000 Euro in die Hand nehmen müssen. Schließlich steckt in den Geräten mittlerweile viel Elektronik. Sind die 10 000 Betriebsstunden überschritten, fangen die ersten Probleme an", so Georg Fetzer von der Geschäftsleitung. Diese wollte der Betrieb durch eine Neuinvestition in Form eines Cat Radladers 982M für den Standort Türkheim gleich umgehen.
Dabei hatte die Firma Dachser bereits zukünftige Investitionen in zwei Jahren im Blick. Denn derzeit übernehmen noch 40-Tonnen-Dumper die Materialtransporte. 2019 sollen sie durch 60-Tonnen-Knicklenker abgelöst werden, die dann der Radlader beladen soll. "Im Zuge von Kiesabbaugenehmigungen muss man immer einen größeren Zeitraum bei Investitionen im Blick haben", führt Georg Fetzer aus. "Wir betreiben heute den Kiesabbau so, wie es von uns auch erwartet wird, aber leider wird die Bürokratie immer mehr. So müssen wir vorausschauend planen", bestätigt Erwin Dachser, geschäftsführender Gesellschafter.
Weil der Umgang mit dem Material verschleißintensiv ist, wurde das neue Arbeitsgerät mit einer Schaufel von Resch-Ka-Tec mit Unterschraubmesser und Verschleißschutz ausgerüstet. Deren Größe von sieben Kubikmeter erforderte ein Trägergerät wie den Cat Radlader 982M. "Große Schaufeln sind für den Kiesabbau in der Region typisch", macht Uwe Fuhrmann, leitender Verkaufsrepräsentant von der Zeppelin Niederlassung Ulm, deutlich. Das Maschinenkonzept haben Baumaschinenlieferant und Kunde gemeinsam erarbeitet. Dennoch muss die Baumaschine noch ausreichend Stabilität aufweisen, wenn sie damit den ganzen Tag an der rund acht bis zehn Meter hohen Wand den Rohkies löst und lädt. "Aber das funktioniert einwandfrei", stellt Erwin Dachser klar. Nicht zuletzt, weil ein zusätzliches Kontergewicht am Heck des Laders angebracht wurde. "Wegen des Trockenabbaus muss der Radlader auch entsprechend hohe Ausbrechkräfte aufbringen", ergänzt Dachser. Denn mit dem Cat 982M werden zugleich im offenen Kiesabbau 50 Zentimeter bis 1,20 Meter starke Schichten von Humus und Rotlage in Form von Oberboden abgeschoben. "Auch da ist Kraft von Vorteil", meint er.
Freigeschaltet wurde die integrierte Waage, damit der Radladerfahrer Otto Burgmair die Schaufellast beim Beladen kontrollieren kann. Ein Display zeigt ihm die Nutzlastdaten an, um sowohl Überladung als auch Unterladung zu vermeiden. Bereits während des Füllvorgangs wird das Gewicht des Schaufelinhalts ohne Ladespielunterbrechung ermittelt. So kann der Mitarbeiter schnelle Nutzlastkorrekturen vornehmen, bevor er die Maschine vom Haufwerk zurücksetzt. Die Waage dient quasi der Kontrolle. "Alle unsere Produkte müssen in Türkheim über eine festinstallierte Bodenwaage erfasst werden", so Dachser.
Uwe Fuhrmann und sein Chef Willi Krah, der bei Zeppelin die Niederlassung Ulm leitet, überzeugten das Unternehmen auf Cat Radladertechnik zu setzen. "Sie haben sich sehr eingesetzt", äußert sich Georg Fetzer. So wurde ein Vorführtermin vereinbart und der Stammfahrer erhielt die Gelegenheit, selbst einmal einen Radlader von Cat Probe zu fahren. Das Wort von Otto Burgmair hat Gewicht, weil ein Fahrer wie er einen entscheidenden Beitrag leistet, ob ein Maschineneinsatz wirtschaftlich ist. So achtet er etwa auf den Zustand der Fahrwege und zieht die Fahrbahn mit der Schaufel gerade. Indem er Unebenheiten schnell beseitigt, können die Dumper mit konstanter Geschwindigkeit den Kies befördern. "Bei uns wird gegen den Willen eines Fahrers keine Baumaschine angeschafft. Denn es macht keinen Sinn, wenn er nicht mit seinem Arbeitsgerät zufrieden ist", so Erwin Dachser. Die Baumaschine erreicht im Jahr an die 2 000 Betriebsstunden und damit soll der Maschinist die nächsten Jahre arbeiten.
Otto Burgmair ist einer von 90 Mitarbeitern, die das Unternehmen beschäftigt. Seit 30 Jahren ist er inzwischen im Betrieb - die Hälfte seines Berufslebens verbrachte er hinter dem Steuer eines Radladers. Mit dem neuen Gerät hielt nicht nur eine neue Baumaschinenmarke bei dem Unternehmen Einzug, sondern Neuland betrat man auch in puncto Steuerung. Erstmals bewegt Otto Burgmair 36 Tonnen Stahl ohne Lenkrad nur mit zwei Joysticks. "Wichtig ist bei so einer Umstellung, Mitarbeiter abzuholen, so wie es bei Dachser gemacht wurde", meint Uwe Fuhrmann. Als leitender Verkaufsrepräsentant bei Zeppelin kennt er die Fragen, die in diesem Zusammenhang immer wieder auftauchen. "Fahrer, die ein Lenkrad gewohnt sind, haben oftmals Vorbehalte, doch in der Regel sind diese vom Tisch, sobald sie die Joystick- Steuerung ausprobieren konnten", erklärt Fuhrmann. So machte sich auch Otto Burgmair schnell damit vertraut.
Dachser betreibt Kies- und Betonwerke nicht nur in Türkheim, sondern in Marktoberdorf, gleichzeitig auch Firmensitz, sowie in Germaringen und versorgt vor allem Mittelständler im Unter- und Ostallgäu mit Baustoffen. Der abgebaute Kies wird etwa zu Transportbeton verarbeitet. Abnehmer sind Fertigteilbeton- und Pflasterwerke. Als mittelständisches Unternehmen versteht sich der Betrieb, der in der dritten Familiengeneration geführt wird. "Auch das ist in der Branche längst nicht mehr üblich, weil die Marktstrukturen durch große Konzerne geprägt werden", so Fetzer. Doch das Unternehmer-Gen scheint in der Familie zu liegen - so geht das weltweit führende Logistikunternehmen Dachser aus Kempten auf den Zwillingsbruder des Großvaters von Erwin Dachser zurück. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.